Als Jurist/in findest du vielleicht rasch eine passende Stellenausschreibung, musst dich bei deiner Bewerbung aber gegen viel Konkurrenz durchsetzen.
Allein am Juridicum in Wien studieren knapp 8.000 Menschen Rechtswissenschaften und jedes Jahr schließen 500 bis 600 von ihnen ihr Studium ab.
Umso wichtiger ist ein aussagekräftiges Bewerbungsschreiben, auch Anschreiben oder Begleitschreiben genannt, um deine Qualifikationen für die freie Stelle bei deinem Wunscharbeitgeber ins rechte Licht zu rücken.
Wenn du gleich loslegen möchtest, findest du auf lebenslaufapp.at passende Vorlagen für dein Bewerbungsschreiben sowie professionelle Designvorlagen für deinen Lebenslauf.
Sehr geehrte Frau Dr. Maurer,
als erfahrene Anwältin ist es mir bisher meist leichtgefallen, ein überzeugendes Plädoyer für meine Mandat/innen zu verfassen. Heute will ich zur Abwechslung einmal versuchen, Sie von mir und meinen Qualifikationen zu überzeugen, damit Sie sich in Ihrem Bewerbungsprozess zu meinen Gunsten entscheiden. Mein Ziel? Die offene Stelle in Ihrer IP-Abteilung zu bekommen.
In meiner bisherigen Tätigkeit in der Rechtsabteilung eines internationalen Markenunternehmens war es eine meiner Hauptaufgaben, das geistige Eigentum rund um die Marke und deren Produkte weltweit zu schützen. Damit das gelingt, habe ich stets eng mit Kolleg*innen und Kanzleien in anderen Ländern zusammengearbeitet und konnte im Falle von Rechtsverletzungen nicht nur zahlreiche Prozesse für meinen Arbeitgeber gewinnen, sondern auch mehrere Vergleiche im neunstelligen Bereich ausverhandeln.
Ihrer Website zufolge vertreten Sie mehrere international tätige Markenunternehmen, bei denen ich viele Ähnlichkeiten zu meinem bisherigen Arbeitgeber gefunden habe. So sind einige Unternehmen dabei, die stark im asiatischen Raum vertreten sind, der IP-rechtlich zu den anspruchsvollsten Regionen zählt. In diesem Bereich profitiere ich nicht nur von meinen bisherigen beruflichen Erfahrungen, sondern auch von meiner Spezialisierung im Jus-Studium. So wurde ein Exzerpt aus meiner Doktorarbeit über den Schutz geistigen Eigentums in drei asiatischen Märkten in mehreren Fachzeitschriften veröffentlicht.
Mein Plädoyer hat Sie überzeugt? Dann senden Sie mir doch Terminvorschläge für ein persönliches Gespräch.
Mit freundlichen Grüßen
Mag. iur. Christine Bayer
So gliederst du dein Bewerbungsschreiben als Jurist/in
Die Struktur deines Bewerbungsschreibens sollte möglichst übersichtlich und klar sein. Wir empfehlen eine Gliederung in vier Teile:
- Die Kopfzeile:
Sie sollte deinem Gegenüber alle Kontaktdaten von dir geben. Erwähne zumindest deine Handynummer und deine E-Mail-Adresse. - Der Einstieg:
In dein Bewerbungsschreiben steigst du am besten in medias res ein, damit dein Gegenüber auch weiterliest. Verrate hier ruhig etwas Persönliches über dich und verwende keine langweiligen Floskeln. - Der Hauptteil:
Im Hauptteil überzeugst du dein Gegenüber davon, dass du der oder die Beste für den Job bist und hervorragend ins Unternehmen passt. - Der Schluss:
Schließe dein Bewerbungsschreiben mit einem kurzen Fazit und einer Handlungsaufforderung (wie „Kontaktieren Sie gerne meine Referenzkontakte oder senden Sie mir Terminvorschläge für ein Bewerbungsgespräch.“)
- Mag. iur. Christine Bayer
- +43 664 123 45 67
- [email protected]
- Chris Bayer
- 06641234567
- [email protected]
Wichtig: Länger als eine Seite sollte dein Anschreiben nicht werden. Bleibe daher kurz, prägnant und relevant und lasse alles, was nicht unmittelbar zum Job oder zum Unternehmen passt, weg.
Formuliere zudem möglichst klar und direkt. Das gelingt dir am besten, in dem du den Nominalstil vermeidest, deine Sätze kurzhältst und aktive Formulierungen passiven vorziehst.
Lass dich ruhig auch von unseren anderen Mustern für Bewerbungsschreiben inspirieren, zum Beispiel von diesen:
- Bewerbungsschreiben im akademischen Bereich
- Bewerbungsschreiben als Manager/in
Die Einleitung: dein Eröffnungsplädoyer
Da die Einleitung vermutlich darüber entscheidet kann, ob dein Gegenüber weiterliest oder nicht, solltest du dir ein wenig Zeit nehmen, um dir einen guten Einstieg zu überlegen. Erzähle zum Beispiel eine relevante Anekdote aus deinem Leben, erwähne die Gründe für deine Berufswahl oder erkläre, warum du aktuell nach einem neuen Job suchst.
Recherchiere immer den Namen deines Gegenübers, um sie oder ihn persönlich ansprechen zu können. Wenn er nicht im Inserat steht, rufe einfach kurz an und frage nach.
Je persönlicher und relevanter deine Einleitung, umso besser. In jedem Fall vermeiden solltest du langweilige Floskeln wie „ich würde mich gerne für die Stelle als Jurist/in bewerben“ oder „hiermit darf ich Ihnen meine Bewerbung für die offene Stelle in Ihrer Rechtsabteilung zukommen lassen“.
Sehr geehrte Frau Dr. Kreller,
mein Jus-Studium mag mehr als zehn Jahre her sein. Dennoch lerne ich jeden Tag etwas Neues dazu. Im Anwaltsjob zählt nämlich nicht nur Fachwissen, sondern auch die Fähigkeit, sich auf die Menschen einlassen zu können. Genau von diesen sozialen Kompetenzen, die ich mir in den letzten Jahren angeeignet habe, könnten künftig auch Ihre Mandant/innen profitieren.
An das Team der Anwaltskanzlei Strebner & Partner,
anbei darf ich Ihnen meine Bewerbung für die offene Stelle in Ihrer Kanzlei zukommen lassen. Über eine Einladung zu einem Gespräch würde ich mich sehr freuen.
Der Hauptteil: Jetzt wird verhandelt
Im Hauptteil deines Bewerbungsschreibens gilt es, dein Gegenüber davon zu überzeugen, dass:
- du die notwendigen Kompetenzen und Qualifikationen mitbringst und
- hervorragend ins Unternehmen passt.
Absatz 1: Deine Kompetenzen im Fokus
Konzentriere dich im ersten Absatz deines Hauptteils auf die zentralen Kompetenzen, die du für den ausgeschriebenen Job mitbringst.
- Wenn du dein Studium gerade erst abgeschlossen hast, kannst du hier auch passende Kurse und Seminare aus deinem Studium erwähnen oder Fallbeispiele aus deinen Praktika hervorheben.
- Vergiss auch nicht, eventuelle technologische Kenntnisse zu erwähnen, wenn du zum Beispiel Erfahrung mit bestimmten Recherchetools oder spezifischer Kanzleisoftware gesammelt hast.
- Und natürlich ist es im Hauptteil auch wichtig, deine persönlichen Kompetenzen, das heißt deine Soft Skills, ins rechte Licht zu rücken. Als Jurist/in solltest du zum Beispiel belastungsfähig und kommunikationsstark sein. Vielleicht hast du dir deine eine oder andere Fähigkeit auch in einem Kurs angeeignet oder von einem Mentor/einer Mentorin gelernt. Oder erzähle von einem Fall, bei dem du besondere Durchsetzungsstärke und diplomatisches Geschick beweisen musstest.
- Du hast Führungserfahrung? Dann erwähne das. Vor allem in Kanzleien gibt es oft Assistenzteams, die dir zuarbeiten. Kurse im Teammanagement oder modernen Führungsstilen sind daher immer gerne gesehen.
Absatz 2: Dein Wunscharbeitgeber im Fokus
Sobald du deine Kernkompetenzen für den Job umrissen hast, solltest du auch erwähnen, warum du dich gerade bei diesem Unternehmen oder in dieser Kanzlei bewirbst. Welche Aspekte findest du besonders spannend oder interessant? Was kennst du schon, was ist dir neu? Gibt es einen Grund, warum du von einer Kanzlei in die Rechtsabteilung eines Unternehmens wechseln möchtest? Oder andersrum?
Gut zu wissen:
Worauf es deinem Wunscharbeitgeber hier ankommt, ist das sogenannte „Cultural Fit“, also dass du gut ins Team und Unternehmen passt.
Wenn du dir nicht sicher bist, worauf du dich hier beziehen sollst, empfiehlt sich ein Blick ins Jobinserat und auf die Website deines Wunscharbeitgebers. Schau nach, welche Werte und Ziele die Kanzlei oder das Unternehmen verfolgt, und ziehe Parallelen zu deinen eigenen Wertvorstellungen. Auch Vision und Mission des Unternehmens können hier gute Anhaltspunkte liefern.
Wenn du dich in einer renommierten, internationalen Kanzlei bewirbst, geht es dir vielleicht um die Vielfalt der Unternehmen, die die Kanzlei vertritt, während in einer kleineren Kanzlei mit alltäglicheren Fällen vielleicht der menschliche Aspekt stärker in den Mittelpunkt rückt.
Wiederhole im Bewerbungsschreiben nicht einfach nur die Stationen aus deinem Lebenslauf, sondern auch darauf, diese mit relevanten Beispielen und Anekdoten zu veranschaulichen.
Der Schluss: Dein Kurzplädoyer
Fasse am Ende noch einmal die Kernaussage deines Anschreibens kurz zusammen, so wie du es bei einem Prozess in deinem Schlussplädoyer machen würdest.
Achte darauf, eine klare Handlungsaufforderung für dein Gegenüber einzufügen, damit klar ist, was du als Nächstes erwartest. Je konkreter, desto besser. „Rückmeldung“ ist sehr allgemein. Besser, du bittest gleich um einen Gesprächstermin.
Die Unterschrift am Ende muss in Zeiten der Digitalisierung nicht mehr handschriftlich sein. Ein gescanntes Bild deiner Handschrift verleiht deinem Schreiben aber eine persönlichere Note. Wenn du die Möglichkeit hast, deine Unterschrift zu scannen, nutze sie daher auch.
Fazit: Bewerbungsschreiben als Jurist/in
Selbst wenn du die besten Voraussetzungen für eine Stelle mitbringst, kann es dir bei all der Konkurrenz passieren, dass sich dein Wunscharbeitgeber für jemand anderen entscheidet. Je überzeugender deine Bewerbung, also dein Lebenslauf und dein Begleitschreiben, desto besser stehen deine Chancen. Gestalte daher dein Schreiben übersichtlich, relevant und in einem Ton, der zu deinem Wunscharbeitgeber passt.
Weitere Unterstützung findest du in Form von erprobten Lebenslaufvorlagen, Beispielen für Bewerbungsschreiben und hilfreichen Tipps und Tricks auf unserem Blog.